Kiten,  Sightseeing

Ein Monat in Macapá

Hiho,
der letzte Blogeintrag endete ziemlich genau zu dem Zeitpunkt als wir Atins wieder verließen. Das einsame Dorf im Dschungeldelta war uns dann doch etwas zu einsam geworden, außerdem war der Wind zu böig um dort entspannt zu kiten.

Per Boot ging es durchs Flussdelta zum Strand des Atlantiks, wo bereits ein 4×4 Pickup wartete. Kurz umladen, dann ging es auf dem 200m breiten Sandstrand weiter. Gerade rechtzeitig, denn es setze tropischer Starkregen ein, was zu einer wirklich beeindruckenden Kulisse führte. Über uns dunkle Sturmwolken, das tosende Meer auf der linken Seite, zur Rechten hin und wieder Strandhütten aus Palmwedeln, deren Zustand von bewohnbar bis komplett zerfallen wechselte. Weiter im Land begann eine flache Steinwüste in der einzelne, komplett vertrocknete Baumstümpfe standen, sowie eine riesige Armada aus Windrädern, deren Rotordrehungen Spiralen im Starkregen bildeten.

Gegen Mittag kamen wir nach vielen weiteren Kilometern spärlich bewachsener Sandebene im Delta von Barra Grande an, genauer in dem am gegenüberliegenden Flussufer gelegenen Macapa.

Das kleine Dorf Macapa, links die Mangroven und dahinter Barra Grande, rechts gehts nach Parnaiba

Das Örtchen zieht sich über mehrere Kilometer entlang der einzigen geteerten Straße und endet am Delta. Neben den Pousadas, in denen die Kiter wohnen, gibt es einige Restaurants (unregelmäßig geöffnet), 3 Strandbars (nur tagsüber), eine Bäckerei und einen Getränkemarkt.

Die Gezeiten sind massiv, ein Tidenunterschied von fast 3m!
Einmal ohne Wasser…
… und einmal mit Wasser

Schnell hatten wir alle Orte in Macapa erkundet, denn wie wir feststellen mussten, war Abendessen zu bekommen eine ganz eigene Aufgabe. Aus genau diesem Grund spielte sich das Leben in 2 Pousadas ab, der Kiterinha und dem 35 Knots. Die Kiterinha bot Abendessen unter der Woche, das 35 Knots am Wochenende an. So lernten wir schnell die Besitzer und Besucher der beiden Pousadas kennen.

Die Kiterinha, hier kurz vorm Frühstück. Hinter mir sind die Bungalows mit den Zimmern

Da waren zum Beispiel Michael und Belen, die die Kiterinha führten und nebenbei das Abendessen kochten, Caipirinhas mixten und auch noch die Gäste unterhielten. Oder der 71. Jährige Andy, der aus San Francisco kam und früher ein Ingenieurbüro für Filmschiffe hatte. Und natürlich war da auch Herbert, der Gefäßchirurg aus Österreich, der ganz hervorragend unterhaltsame Geschichten aus seinem bisherigen Leben berichten konnte, ob Ausflüge nach Thailand genau zum Tsunami („Also naa, das war ma nix – da bin i wiedoa weckgeflogn“ ) oder Paragliden in Nepal. Er hatte jedenfalls einiges zu berichten. (Kiten hatte er mit 50 gelernt)

Das Nomads Village – Unsere Pousada zu Beginn und am Ende des Monats. Wir haben im großen Haus oben gewohnt.

Wir hatten uns jedenfalls sehr gut eingelebt, der Tagesablauf bestand meist aus einem sehr großzügigen Frühstück, dann arbeitete ich 1-2 Stunden, danach ab aufs Wasser, Mittagessen in einer der Strandbars und nochmal am Nachmittag kiten. Den Rest des Tages lesen und im Internet surfen. Abends auf die Essenssuche gehen.

Um die Tage aufzulockern unternahmen wir verschiedene Ausflüge: Einmal kiteten wir die 40km nach Luis Correira als sogenannter Downwinder (Da man mit dem Wind fährt, also down wind)
Die Tour war nicht nur wegen des mickrigen Windes ziemlich anstrengend. 3h in eine Richtung fahren ist wahrscheinlich einfach nicht unser Ding.

Ein andermal machten wir einen Ausflug in das Delta von Parnaiba. Das Delta ist dabei in Echt sehr viel größer als man es von Google Maps vermuten würde – selbst mit den Schnellbooten brauchten wir 2h bis wir am Ende des sehr verzweigten Deltas ankamen. (Um natürlich zu kiten)
Der Ausflug wurde mit einem leckeren Mittagessen und Birdwatching beim Sonnenuntergang abgerundet. Die roten Ibisse sind ein wirkliches Highlight, da die Farbe mehr Neonrot, als Flamingo entspricht.

Wir nach dem Downwinder
Die roten Ibisse, leider nur mit Handy aufgenommen …
… da unsere Kamera einen Wasserschaden erlitten hat 🙁

Am vorletzten Novemberwochenede war außerdem der 1. Big Air Kitewettbewerb in Macapa. Alle lokalen Pousadas hatten sich zusammengeschlossen um mit einigen Locals einen Wettbewerb im Kiten auszutragen. Die Disziplinen waren Freestyle und Big Air. Beim Freestyle geht es darum möglichst viele Tricks hintereinander auszuführen, also Drehungen, Spiralen usw. Beim Big Air geht es, wie der Name vermuten lässt, um möglichst hohe Sprünge, die mit Tricks garniert werden.

Eines der Kinder wird am Kite hängend zurückgetragen, der Kite war einfach zu groß um normal zurück zu laufen 😀
3 Teilnehmer machen sich bereit in die Lagune zu starten

Wir hatten sehr viel Spaß beim zuschauen. Sowohl was die Kinder schon konnten (teilweise nur 7 Jahre alt) als auch was die Profis ablieferten war schon sehr beeindruckend. 10m hohe Sprünge mit Backrolls Punktgenau bis ans Ende der Lagune uiui. Siehe dazu einfach mal das folgende Video, in dem ich versucht habe ein paar der Sprünge zu dokumentieren.

Außerdem kiteten wir in das 5 km Luftlinie, 50 min Autofahrt, entfernte Barra Grande, dass schon deutlich entwickelter ist als Macapa, aber den schlechteren Kitespot hat. In Barra Grande gibt es große Hotelanlagen und richtige Restaurants, Bars und dementsprechend auch ein Nachtleben. Wir waren nur für ein leckeres Mittagessen dort, bevor wir uns auf den deutlich entspannteren Rückweg machen, der glücklicherweise Downwind mit dem Wind ging. Das Upwind kreuzen war doch ziemlich anstrengend gewesen, wohl ein Grund weshalb diesen Trip die meisten in Macapa nur einmal pro Urlaub unternehmen.

Ceviche, d.h. roher Fisch mit Limettensaft mariniert. Eines der Lieblingsessen von Jassi. Im Hintergrund außerdem die grüne Kokosnuss, von denen wir hier mindestens 1 pro Tag trinken.

Zusätzlich haben wir hier noch ein paar Fotos, die keine eigene Geschichte wert sind, aber trotzdem gerne gezeigt werden möchten. Ich finde das Format passender als die Slideshow, da ja doch einige von euch den Blog auf dem Handy anschauen.

Die Krabben, frisch aus den Mangroven gebuddelt
… und gedämpft beim Mittagessen
Es werden immer mehr! Unser neuer Kite den wir einem Österreicher, der leider wieder zurück musste, abgekauft haben.
Macapa im Hintergrund und im Vodergrund eine der Lagunen, in denen man bei Hochwasser besonder gut kiten kann

Zum Abschluss noch ein kleines Suchbild: Zum Vollmond sind die Gezeiten besonders hoch, das wussten wir aber nicht und stellten unseren Kitebag mit Kamera und Flipflops an einen in der letzten Woche bisher trocken gebliebenen Platz. Tjaa, am Ende waren jedenfalls die Flipflops weg und nur ein nasser Kitebag übrig. Da der Wind aber zuverlässig auflandig bläst, konnten wir auf eine kleine Schatzsuche gehen.
Also: Wer findet den Flip-Flop in diesem Bild?
(Die restlichen waren im Berg vergraben, wir haben aber alle wieder gefunden!)

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